Unterwegs in Richtung MessaraVerrückt. Einfach nur verrückt. Um 05:00 Uhr wurde unsere wohlverdiente Nachtruhe durch das schrille Pfeifen des Weckers abrupt beendet. So ein Mist! Ist doch noch dunkel draussen! So langsam waren wir wieder Herr unserer Sinne und erinnerten uns, dass wir ja heute Kretas Süden unsicher machen wollten. Zunächst aber unbedingt Kaffee kochen. Auch in den Nebenzimmern zog langsam Leben ein. Die Buchführung machten wir heute aber im Zimmer, auf dem Balkon war es doch noch etwas zu kalt dazu. Gegen 05:30 begaben wir uns zur Rezeption. Dort warteten bereits unsere “Lunch-Pakete” auf uns. Einen kurzen Blick in diese ominösen Kisten und dann den Proviant im Auto verstaut. Ab auf die “New Road” und Kilometer schrubben.

In Iráklion bogen wir dann auf die “97” ein und der Süden rückte langsam Näher. In der Nähe von Agia Varvara wurde es draussen hell. Nachdem wir Ágia Déka passiert hatten, waren wir auch schon am ersten Ziel dieser Tour angekommen. Górtis. Es war 07:30 Uhr und die Ausgrabung noch fest verschlossen. Also erst mal noch ein paar Meter bis Míres. Da wird es bestimmt ein Kafenío geben. Gesagt getan und in Míres einen Kaffee getrunken. Pünktlich 08:00 Uhr wurde Górtis für uns eröffnet. 20 Teuro auf den Tresen gelegt und die römisch-griechische StadtDie Titus-Basilika in Gortis gehörte uns. Absolut keine Menschenseele. Endlich war Gelegenheit, vernünftige Videoaufnahmen und Fotos in die Kiste zu bekommen. Angefangen haben wir unseren Rundgang logischerweise an der Titus-Basilika. Titus war der erste Bischof Kretas und wurde vom Apostel Paulus persönlich zu diesem ernannt. Da meinen Eltern der Name Paulus bereits aus Malta bekannt war, sagte ich: “Ja, das ist der gleiche Paulus wie in St. Paul´s auf Malta. Ganz schön rumgekommen, der Gutste.” Danach sahen wir uns noch das Odeion mit seinen Gesetzestexten an. Die “Zeus-Platane” durfte natürlich auch nicht fehlen. Leider war auch im dritten Anlauf keine Möglichkeit gegeben, die venezianische Wassermühle etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie immer, verschlossen. Im kostenpflichtigen Teil von Górtis bin ich wohl vorerst zum letzten Mal gewesen. Meinen nächsten Górtis-Aufenthalt widme ich dann der südlichen Ausgrabung.

Ausgrabung des minoischen Palastes von FestosNach etwas mehr als einer Stunde setzten wir uns wieder in Bewegung. Auf nach Festós. Auf dem Parkplatz freuten wir uns wieder, keine Touristenbusse anzutreffen. Trotzdem plünderten wir zunächst unsere Fresskartons. Alles, was übrig blieb, haben wir an die kleinen Katzen verfüttert. Nun ging es aber hinein in die Ausgrabung des minoischen Palastes. Genau wie in Górtis haben wir 20 Euronen über den Ladentisch geschoben und dafür unsere Eintrittskarten bekommen. Ramantys, ein Bruder des legendären König Minos, soll der Gründer dieses Bauwerks gewesen sein. Bereits um 1900 vor Christus wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Mehrfach durch Naturkatastrophen zerstört und wieder aufgebaut, führt Festós heute ein Schattendasein hinter Knossós. Zu unrecht, wie ich finde. Zwar ist hier nichts rekonstruiert, aber dadurch hat man noch die Möglichkeit, seiner eigenen Phantasie freien Lauf zu lassen. Man wird nicht in die Gedankenwelt eines Arthur Evans gezwängt. Marek spielte wieder mit dem Reiseführer in der Hand den Reiseleiter, ich nutzte die Zeit, um ungestört zu filmen. Es waren wirklich sehr wenig Leute hier.

Nach wiederum einer Stunde fuhren wir dann in die ehemalige Hippy-Hochburg nach Mátala. Da wir keine große Lust verspürten, die Höhlen mit unserer direkten Anwesenheit zu belasten, betrachteten wir diese nur von aussen. Wir gingen dann noch ein bisschen durchs Dorf, welches Ende April noch verträumt und ruhig in der mittäglichen Sonne dahinschlummerte. Weiter sollte uns die Fahrt nun in ein abgelegenes Fischerdorf führen.

Das Mönchskloster ApezanoWieder vorbei an Festós und Górtis ging unsere Fahrt nun quer durch die Messará. In den Asteroúsia-Bergen machten wir einen Abstecher ins Kloster Moní Apezanó. Dieses wenig bekannte und recht weit abseits gelegene Mönchskloster ist noch in Betrieb. Wir beobachteten einen Mönch beim Brotbacken. Am faszinierendsten fanden wir aber die Ruhe und Beschaulichkeit dieses heiligen Ortes. Viele bunte Blume und gewaltige, rotblühende Rosensträucher zogen uns in ihren Bann. Auf dem Weg zurück zu den Autos, kam uns ein weiterer Mönch entgegen. Dieser verwickelte uns in ein Gespräch, welches wir der Einfachheit halber auf Englisch führten. Wohl ahnend, dass wir alle etwas durstig waren, gab er uns ganz selbstlos die Flasche mit Obstsaft (wir haben nicht erraten, um was für eine Frucht es sich handelte. Wir einigten uns auf mehrere Sorten Obst), welche er bei sich trug. Wir bedankten uns höflich und verabschiedeten uns aus Moní Apezanó.

Malerisches Bergdorf am Libyschen Meer: LentasIn den Asteroúsia-Bergen bewunderten wir die kleinen Dörfer, die sich hier an den Fels schmiegen. Vor allem Miamoú beeindruckte uns sehr. Und dann öffnete sich der Blick auf das Libysche Meer und ganz weit unten konnten wir das nächste Ziel unserer Reise sehen: Léntas. Auf dem Parkplatz neben der Bushaltestelle wurden wir auch gleich herzlich empfangen. Man (oder besser Frau) wollte uns ein Zimmer anbieten. Freundlich, aber bestimmt haben wir erklärt, dass wir nur auf der Durchreise sind. In einer Taverne am Strand aßen wir dann zu Mittag, naja, vielleicht eher zum Nachmittag. Natürlich nahmen wir einen Tisch mitten in der Sonne. Aber wir hatten die Intensität von Klärchen doch gewaltig unterschätzt. Meine Eltern zogen sich gleich, wir uns etwas später, unters Dach zurück. Das Essen war vorzüglich und hier habe ich den (oder das?) bessten Tzatziki des Urlaubs erhalten. Aber auch dieser Aufenthalt ging vorüber und ich habe für mich beschlossen, beim nächsten Mal Léntas das Angebot einer der Frauen anzunehmen und hier zu übernachten.

Die Weiterfahrt zurück durch die Berge und die Messará-Ebene verlief ereignislos. In Pírgos machten wir noch eine frapé-Pause und dann folgten wir der gut ausgebauten Hauptstrasse nach Ierápetra. Aber auch hier hielten wir uns nicht auf, mal abgesehen davon, dass sämtliche Verkehrsampeln rot zeigten. Naja, ich sass ja am Steuer.

Im Hotel waren wir zwar nicht zur Eröffnung des Abendbüffets, aber da es immer noch recht leer im Hotel war, stellte dies kein Problem dar. Am Abend tranken wir noch ein Hellas und legten die Doppelkopfkarten. Spät wurde es jedenfalls nicht mehr.

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Auf nach Süden

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Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 06:23:55 Uhr