Wieder einmal habe ich Klaus überreden können, mir einen Reisebericht zur Verfügung zu stellen. Und ich hatte nichts weiter zu tun, als ein paar Bilder hinzuzufügen. Der Text bedarf keiner Änderung. Also, dieser Reisebericht ist von Klaus Eckhardt.

Forumsausflug zur "Kräuterhexe" Maria in die Lefká Óri

Die Ausgrabungen von ÁpteraWir waren schon seit dem vorigen Tag gemeinsam unterwegs, die selbsternannten "glorreichen Sieben". Heute sollte der Höhepunkt unseres dreitägigen Ausfluges von Agía Galíni aus werden. Seit Tagen schwärmte ich den anderen von einem meiner persönlichen Lieblingslokale vor. Und nicht nur vom Lokal, sondern auch von der langen kurvenreichen Fahrt dorthin und der traumhaften Landschaft, die wir erleben würden.Wir wohnten bei Vassilis und Adriana im Kástro Kerá ein Stückchen östlich außerhalb von Kalýves und hatten längst nicht nur mit den Wirtsleuten, sondern auch mit diversen Katzen und dem einige Monate alten Hundemischling Dick Freundschaft geschlossen. Besonders Dick war der Charme in Person.

Am Vorabend hatten wir gemeinsam beschlossen, kein allzu ausgedehntes Frühstück einzunehmen, um nicht zu spät zu starten. Wir wollten stattdessen früh am Morgen beim Bäcker in Kalýves irgendwelches frisches süßes oder herzhaftes Gebäck holen. Nahrhaft, sättigend und flott gegessen. Wir hatten noch am Spätnachmittag die nötigsten Grundnahrungsmittel, nämlich Kaffee, Zucker, Milch, Bier und Wein erstanden, wobei aber dann plötzlich Athyna entgegen der Absprache noch Schwarzbrot, Käse und Wurst kaufen wollte und kaufte. Für einen Moment hatte ich mich ein bisschen über solche "Disziplinlosigkeit" geärgert, doch heute morgen sollten wir alle Nutznießer werden. Frank, unser Frühaufsteher, hatte bereits um sieben Uhr den Marbella gesattelt und war nach Kalýves hinein gefahren. Die anderen hatten sich zwischenzeitlich mit ihrer Zuckersüsser Kuchen zum FrühstückMorgentoilette beschäftigt, so dass der vom "Reiseleiter" ausgegebene Treffenstermin von acht Uhr tatsächlich brav eingehalten wurde (jedenfalls von fast allen). Leider gab es zu solch nachtschlafender Stunde in Kalýves noch keine anständigen Apfel-, Schinken/Käse- oder Cremetaschen. Nur eine Torte hatte Frank erstehen können, die auf den ersten Blick sehr trocken wirkte, sich dann aber als in Honig getränkt und nussig-klebrig entpuppte. Irgendwie doch nicht das Idealfrühstück. Und dann rettete Athyna das Ganze, indem sie Käse aufschnitt, Brot verteilte, Wurst dabei ... na ja, im Nachhinein waren wir ihr alle sehr dankbar, dass es doch auch was Anständiges gab.

Und dann mahnte der "Reiseleiter" zum Aufbruch, heute war volles Programm angesagt. Ganz so schlimm wurde es übrigens nicht.Von Kalýves aus fuhren wir Richtung Chaniá, kurz hinter Kalámi bogen wir dann den Berg hoch (wobei die Rosenstöcke, die ich vorher noch als Mitbringsel für Maria erstanden hatte, zum ersten Mal umkippten. Später brachten wir sie etwas stabiler unter, denn es sollten noch viele scharfe Kurven folgen). Wir wollten Áptera besichtigen, wenn wir schon mal in der Ecke waren. Zuerst fuhren wir zu den Ausgrabungen im Hinterland. Die Meute schwärmte aus und fotografierte wie wild, sei es das alte Kloster inclusive Hausnummer und griechischer Fahne, seien es herumliegende Säulenteile oder auch nur die überreichlich blühenden Mohnblumen. Insbesondere Katka und Athyna bekamen nicht nur heute von den Blumen nicht genug.

Die Ausgrabungen von Áptera

Mohnblumen, wohin man schaut

Das Kloster

Die Ausgrabungen von Áptera

Mohnblume

Die Ausgrabungen von Áptera

 

 

 

Eine deutsche Reisende sprach uns an, ob wir eine Reisegruppe wären (was wir natürlich entrüstet verneinten) und fragte, wie sie denn nun zu der türkischen Festung käme, die vorne auf dem Berg über der Soúda-Bucht lag. Der Frau konnte geholfen werden: "Nehmen Sie einfach den einzigen Weg, den Sie hier sehen!" Sie hat tatsächlich die weithin sichtbare Festung auch gefunden. Wir ebenso, auch wenn wir faul mit dem Auto rüberfuhren. Die Festung war mit einem zugebundenen Gittertor versperrt, doch das hält schlanke ForumserInnen nicht auf. Einer nach dem anderen zwängte sich ohne bleibende Schäden an Mensch und Material hinein und verteilte sich in Innenhöfen und auf Zinnen, um alles für die Nachwelt festzuhalten. Ein besonders schöner Einblick bietet sich von hier oben auch in das Fort Izzedine, ehemals (politisches) Gefängnis, heute Kaserne mit rührend anmutenden Kanonentürmchen, die die Bucht von Soúda gegen Böslinge aus der Luft und vom Wasser her schützen sollen. Natürlich durfte man das alles nicht wirklich fotografieren, aber welch wichtige Erkenntnisse könnte man daraus schon ziehen. Interessanterweise vermisste ich auch die unten an der Straße früher allgegenwärtigen "No Foto"-Schilder. Möglicherweise haben die Griechen gemerkt, dass sich keiner für diese "bombastischen" Verteidigungsanlagen interessiert ...

Das Kastell von Áptera

Das Kastell von Áptera

Fort Izzedine (No Foto!)

 

 

 

Nun, wir hatten erst einmal die Kultur ausreichend bewundert und abgelichtet, so fuhren wir weiter Richtung Westen. Soúda lässt man ja in der Regel abseits der Straße liegen, aber der Vollständigkeit halber drehten wir diesmal eine Runde durch den Fährhafen. An der Ampel zur Durchgangsstraße verloren wir beinahe unseren zweiten Wagen, irgendwie haben wir aber uns und die völlig neue Verkehrsführung zurück zur New Road wiedergefunden. Kurz draufgedrückt und die Abfahrt Mourniés wieder runter von der New Road. Im Vorbeifahren zeigte ich den anderen das Geburtshaus von Elevthérios Venizélos, ein frisch restauriertes Natursteinhaus direkt rechts an der Hauptstraße von Mourniés. Wer die Strecke nachfahren möchte, der sei darauf hingewiesen, dass man am oberen Ortsrand von Mourniés an einer Kreuzung rechts abbiegen muss, ein kleines Industriegebiet durchfährt und an der nächsten ernst zu nehmenden Kreuzung wieder links Richtung Thérissos. Die Straße nach Thérissos führte durch die Venizélos-Schlucht (ja, er ist hier allgegenwärtig), sehr grün und teilweise schattig. Auch sie ist ein Platz, an dem man sich nicht so ganz typisch auf Kreta zu befinden scheint. Wir erreichten Thérissos, ein Dorf, an dem eigentlich nicht viel Besonderes ist, außer ... ja, außer, dass von hier aus der Befreiungskampf gegen die türkische Fremdherrschaft begann, eben von jenem Elevthérios Venizélos ausgelöst. Das Haus steht immer noch links der Straße im Hintergrund des Tales, ist aber grau und unansehnlich mit leeren Fensterhöhlen. Mehrere Reisebusse parkten ein Stück weiter oben vor dem Venizélos-Denkmal, es sah aus wie ein "Schulwandertag" aus Chaniá, denn überall liefen Unmengen Kinder herum.

Kurz hinter Thérissos wächst ein Baum aus der StrasseDeswegen hielten wir uns hier auch nicht lange auf, sondern durchfuhren den Ort den Berg hinauf. Schon kurz hinter dem Dorf gabelt sich die Straße, rechts geht es zu unserem heutigen Ziel, Zoúrva. Ich nahm aber die Abzweigung nach links, um meiner "Reisegesellschaft" eine witzige "Sehenswürdigkeit" zu zeigen. Schon einige Kurven später waren wir da: Mitten auf der Straße wuchs ein respektabler Baum aus dem Asphalt. Natürlich war dies wieder einen Foto- und Zigarettenhalt wert. Sehr zur Freude der Anwesenden führte ich extra für die Fotolinsen eine "Hin-und-zurück-Vorbeifahrt" am Baum durch. Dazu musste ich in einer recht unübersichtlichen Kurven wenden, das ging gut. Zwei Kurven weiter hätten mich allerdings vier durchgeknallte Pick-Up-Fahrer beinahe von der Straße geblasen. Es ging aber gerade noch gut, und nach diesem Foto- und Zigarettenstopp ging es nun in engen Serpentinen weiter den Berg hinauf und auf der anderen Seite ebenso wieder hinunter.

Plötzlich standen wir vor einem Erdrutsch, der die Straße versperrte, zum Glück war aber ein kräftiger Radlader bereits dabei, das Hindernis zu beseitigen und schob uns flugs eine Gasse frei. In Zoúrva selbst hielten wir uns nicht lange auf, sondern fuhren gleich durch bis zum "Rizínia", der Taverne von Manolis und Maria Anitsakis (Maria ist die Schwester unserer Wirtin Adriana vom Kastro Kera), welche unterhalb des Dorfes auf einer natürlichen Terrasse liegt. Mit den Rosenstöcken in der Hand betreten wir das Lokal und werden mit großem Hallo begrüßt. Sie wundern sich nicht, denn Adriana hatte uns bereits telefonisch angekündigt. Maria freut sich sehr über die Rosen. Nach einigem Hin- und Her, wie das eben so ist, mache ich den anderen den Vorschlag, zusammen mit Maria ein Überraschungsmenü für alle zusammenzustellen. Dieser Vorschlag findet erfreulichen Anklang, denn bei sieben Leutchen kann ansonsten eine Bestellung leicht in ein kleines Chaos ausarten ... Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich die anderen schon ausführlich seelisch auf die Kräuterhexe Maria vorbereitet hatte. Sie wandert jeden Morgen in den Berg und sammelt Wildkräuter, die sie in schmackhafte Gerichte jeglicher Art verwandelt.

Was man alles aus Wildkräutern machen kann...

erfährt man bei einem ausgedehnten Essen in Zoúrva

Lecker Hammelkuchen

 

 

 

Und wenn ich den anderen glauben darf, sie waren alle sehr mit der Zusammenstellung zufrieden: Ein Choriatiki mit Käse, ein riesiges Omelett mit Wildkräutern, Kartoffeln und sonstigen Gemüsen, eine Art großer Wildkräuterpfannkuchen, wilde eingelegte Zwiebeln (vrovji), zwei Portionen Brisoles mit frischen Pommes frittes aus Kartoffeln auf einer Platte, eine große Portion gekochte Wildkräuter mit Kartoffeln (auf die sich Athyna schon seit Tagen freute und sie fast alleine gegessen hat), eine Fleischpastete, mit Wildkräutern und Käse gefüllte große Teigtaschen ... und ich habe bestimmt noch irgendwas vergessen (AdR.: Den „Hammelkuchen“). Da die Lebensmittel nicht alle gleichzeitig, sondern nach und nach serviert wurden, saßen und tafelten wir sicher etwa 3 Stunden. Und wir haben es nicht wirklich geschafft, alles bis zum letzten Rest aufzuessen, obwohl wir alle nach dem frugalen Frühstück über ausreichend Appetit verfügten. Zwischendurch setzten sich auch die Wirtsleute mal zu uns und freuten sich, wie wohl wir uns fühlten. Natürlich tat auch die herrliche Aussicht auf die Nordküste von Akrotíri bis Rodópou ihr Bestes. Die herrliche Ruhe wurde nicht einmal durch die anderen Gäste gestört, die waren genauso friedlich und zufrieden wie wir. Einzig und allein Matt verbreitete zwischenzeitlich ein wenig Hektik, weil er unbedingt einen besonders schönen Schmetterling fotografieren wollte, der immer wieder kokett angeflogen kam, im entscheidenden Moment aber immer wieder das Weite suchte (sicher ein Weibchen). Ein Maria und Klaus nach dem ausgedehnten MittagsmahlMittagsschlaf wäre jetzt sicher optimal gewesen, aber war hatten noch ein gehöriges Stück kurvenreicher Strecke vor uns. Ich hatte – mit dem Einverständnis der anderen – beschlossen, nicht von Zoúrva aus hinunter nach Mesklá und dann über die New Road zurück nach Kalýves zu fahren, sondern wollte eine andere Strecke ausprobieren, die ich selber noch nicht kannte, nämlich von Thérissos aus nach Osten "über die Dörfer". Diese Strecke gibt es auf meinen älteren Karten gar nicht, auf den neueren als Schotterstrecke. Und doch hatte mir jemand verraten, dass sie inzwischen durchgehend asphaltiert sei. Also baten wir um die Rechnung ... und wurden noch einmal mehr als angenehm überrascht. Von vorangegangenen Mahlzeiten waren wir gewohnt, dass wir im Schnitt knapp 10 Euro/Person zu zahlen hatten. Hier wurden wir zu sämtlichen Getränken eingeladen und zahlten für das herrliche Essen gerade mal 6 Euro/Person. Natürlich hatten wir nicht jeder eine volle Portion Fleisch oder Fisch, aber wer braucht das, wenn es so vieles andere Leckeres gibt, was man nicht überall und jeden Tag bekommt.

Ein langer Abschied von Maria und Manolis und wir waren wieder "back on the road". Bei Thérissos nutzte ein Touristen-Leihwägelchen die weit und breit einzige Möglichkeit, uns die Vorfahrt zu nehmen, beinahe hätte es gekracht ... der Typ hatte noch nie was von "rechts vor links" gehört. Das war aber noch nicht das Schlimmste. So blind, wie der durch die Gegend talpte, so fuhr er fürderhin weiter. Im flotten Schritttempo incl. fast völligen Stillstands in Kurven, aber immer gerade noch so schnell, dass an Vorbeikommen nicht zu denken war. Selbst nicht für einen Brutalofahrer wie mich nicht und da hatte ich ja auch noch Matt im Schlepptau. Die Klügeren gaben nach und legten eine Zigarettenpause ein ... Die weitere Strecke führte uns über Drakóna, Platyvóla, Gerolákkos, Kontópoula nach Maláxa und von dort aus nahe wieder an Áptera vorbei nach Stýlos und Néo Chorio, wo wir wieder auf die alte Straße von Vrýsses nach Kalýves stießen.

Ausgesprochen gut gelaunt kamen wir wieder in Kastro Kera an. Doch diese gute Laune wich schlagartig, als uns eine in Tränen aufgelöste Adriana empfing. Was war passiert? Ein LKW-Fahrer, der Beton zum Nachbargrundstück lieferte, hatte das Tor offen gelassen und die beiden dortigen verstörten Wachhunde waren rausgelaufen, hatten sich ohne Zögern und Vorwarnung auf "unseren" Dick gestürzt und ihn tot gebissen, bevor irgendwer eine Chance zum Eingreifen hatte.  Ich glaube, wir hatten alle Tränen in den Augen, als wir das hörten. Zum Glück sind Kreter Tiere betreffend ziemlich pragmatisch. Adriana erzählte uns, sie würde schon am gleichen Abend einen neuen Hund bekommen, der so ähnlich aussähe wie Dick, aber noch um einiges jünger sei. Und wenig später wurde der Welpe auch gebracht, er war wohl zum ersten Mal von der Mutter getrennt und wusste nicht so recht, wie ihm geschah, als er erst Mal in den Korb zu den jungen Katzen gesetzt wurde. Er saß da und schaute wie bestellt und nicht abgeholt. Später saß er wohl mal bei jedem von uns mal auf dem Arm. Adriana wollte von uns wissen, wie sie den kleinen Kerl nennen sollte und nach einigem Hin und Herr wurde er dann "Tzak" (so sprechen die Griechen meinen Krimihelden Jak aus).

Unser aller Liebling Dick (Bild: Katja Viehler)

Tzak bei den Kätzchen

Tzak bei Klaus

 

 

 

Nach dem herrlichen Mittagessen und der langen Tour hatte keiner von uns mehr Lust auf ein ausgedehntes Abendessen in einer Taverne. Also beschlossen wir, uns von Fast Food zu ernähren. Uwe und ich fuhren nach Kalýves, kauften entsprechende Wein und Biervorräte und pro Person eine Gýros-Pitta. Unseren Tisch stellten wir des Windes wegen hinter das Haus und verbrachten einen ruhigen und geselligen Abend. Uwe hatte sich zum Taufpaten für Tzak ernannt und schleppte ihn den ganzen Abend rum. Später bestand er darauf, dass das Hundi bei ihm und Frank im Zimmer schlafen sollte, wogegen Frank heftig protestierte, dann als der Klügere aber nachgab. Nachts gab es dann ein wenig Theater ... aber das ersparen wir uns hier.

Wir hatten jedenfalls einen herrlichen Freitag, den 13. Mai hinter uns ... und für den nächsten Tag stand noch so einiges auf dem Programm.


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An dieser Stelle eine kleine Anmerkung der Redaktion:
Wer beim Lesen dieses Berichtes auf den Geschmack gekommen ist, Klaus Eckhardt hat bereits einige Bücher geschrieben und veröffentlicht. Vor allem seine Krimis sind sehr zu empfehlen. Und als besonderer Hinweis: Sein letztes Buch “Todesflug am Ida” ist schon fast vergriffen. Also schnell zugreifen, bevor es zu spät ist. Wie bestellen? Ganz einfach den Link anklicken.

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Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 17:33:07 Uhr